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10 Dinge, die du über bedürfnisorientierte Erziehung wissen musst

Bedürfnisorientierte Erziehung, Attachment Parenting oder – wie ich es am liebsten nenne – bedürfnisorientierte Elternschaft ist eine Art, auf Kinder einzugehen. Doch was macht die bedürfnisorientierte Erziehung aus? Lies hier 10 Dinge, die du über BO-Erziehung wissen musst.

1. Bedürfnisse des Kindes im Fokus

Grundlage der bedürfnisorientierten Erziehung ist es, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und bestmöglich darauf einzugehen. Bedürfnisse in verschiedenen Situationen können sein:

  • Autonomie/Freiheit
  • Nähe
  • Sicherheit und Schutz
  • Anerkennung/Zugehörigkeit
  • Schlaf
  • Essen und Trinken
  • Spiel/Bewegung
  • Erfahren/Lernen/Exploration
  • Liebe
  • Geborgenheit

2. Hinter jeder Emotion steckt ein Bedürfnis

Der Ansatz der bedürfnisorientierten Erziehung geht davon aus, dass jedes Verhalten durch Gefühle wie Wut, Angst, Trauer, Schmerz, Freude oder Stolz ausgelöst wird. Diese Gefühle beruhen auf o.g. Bedürfnissen. Wer sie erkennt, kann Verhaltensweisen nicht nur besser verstehen, sondern auch angemessener darauf eingehen, d.h. das Bedürfnis des Kindes, das die Emotion auslöst, stillen.

3. Bedürfnis ≠ Wunsch

Viele verwechseln Bedürfnis mit Wunsch und sind der Meinung, Eltern, die bedürfnisorientiert erziehen, würden ihr Kind verziehen und zu unselbstständigen Erwachsenen erziehen. Dabei sind Wünsche nicht gleichzusetzen mit Bedürfnissen. Wenn dein Kind sich im Supermarkt auf den Boden wirfst, weil es unbedingt die Süßigkeit an der Kasse haben möchte, musst du dem nicht nachgehen. Die Süßigkeit ist ein Wunsch. Versuchst du aber, das Bedürfnis dahinter zu verstehen (vielleicht Hunger, vielleicht aber auch das nach Autonomie), kannst du dieses Grundbedürfnis anderweitig stillen.

4. Bedürfnisse verstehen ≠ mit der Handlung einverstanden sein

Ebenso heißt es nicht, wenn du das Bedürfnis deines Kindes verstanden hast, dass du mit dessen Handlung einverstanden bist. Angenommen, dein Kind haut das Geschwisterchen, weil es gerade Aufmerksamkeit von dir benötigt (Bedürfnis). Du kannst dieses Bedürfnis stillen, ohne okay zu finden, dass er dem Geschwisterchen weh tut. Und das kannst du deinem Kind auch kommunizieren.

5.  Erziehen ohne Strafen

Und da sind wir auch schon bei der nächsten Sache, die du über bedürfnisorientierte Elternschaft wissen solltest. Sie kommt ohne Strafe aus. Denn Kinder brauchen keine Strafe, um zu wissen, welches Verhalten angemessen ist und welches nicht. Nehmen wir an, dein Kind hat, wie oben beschrieben, das Geschwisterchen gehauen. Du könntest es als Strafe in sein Zimmer schicken. Doch wird sein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit damit gestillt? Wohl eher nicht. Erkläre deinem Kind besser einfühlsam, dass dies dem Geschwisterchen weh tut, zeige Alternativen auf und versuche anderweitig, sein Bedürfnis zu stillen.

6. Bedürfnisse aufschieben aber nicht ignorieren

Das führt zum nächsten Punkt. Bedürfnisse ignorieren funktioniert nicht. Das Bedürfnis wird immer da bleiben und sich nur anders äußern. Bekommt das Kind deine Aufmerksamkeit nicht, indem es das Geschwisterchen haut, und wird es eher noch in sein Zimmer geschickt, was genau das Gegenteil von Aufmerksamkeit-Schenken bedeutet, wird es im nächsten Moment vielleicht in der Spieleecke wüten. Ab einem gewissen Alter lernen Kinder aber, Bedürfnisse aufschieben zu können, und verstehen beispielsweise, dass du noch die Wäsche zusammen legen musst, bevor ihr zusammen spielen könnt (Bedürfnis nach Aufmerksamkeit).

7. Bedürfnisorientierung ≠ antiautoritäre Erziehung

Viele Gegner der bedürfnisorientierten Erziehung verwechseln diese mit antiautoritärer Erziehung. Dabei geht es hier nicht darum „das Kind alles machen zu lassen, was es will“. Wir erinnern uns: Bedürfnisse sind nicht das gleiche wie Wünsche. Zu zweitem darf und sollte nämlich Nein gesagt werden, wenn es angebracht ist.

8. Hilft Kindern langfristig, eigene Bedürfnisse und die anderer wahrzunehmen

Wer lernt, dass die eigenen Bedürfnisse und die dahinter stehenden Gefühle gehört und anerkannt werden, lernt mit der Zeit auch, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Im Hinblick auf das Erwachsenenalter gar nicht so selbstverständlich. Wer wiederum die eigenen Bedürfnisse erkennt, kann auch empathisch anderen gegenüber sein.

9. Stärkt die Bindung zwischen Elternteil und Kind

Die bedürfnisorientierte Elternschaft ist auf die Bindung zwischen Mutter oder Vater (oder einer anderen primären Bezugsperson) ausgelegt. Durch das Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes wird das Band zwischen Eltern und Kind gestärkt.

10. Bedürfnisse aller Familienmitglieder wichtig

Wichtig zu wissen: Nicht nur die Bedürfnisse des Kindes stehen im Mittelpunkt. Die bedürfnisorientierte Erziehung sieht auch vor, dass die Bedürfnisse der Mutter/des Vaters erfüllt sind, denn nur so können diese angemessen auf die ihres Kindes eingehen. Dafür ist es in einem ersten Schritt wichtig, dass man als Elternteil seine eigenen Bedürfnisse kennt und sieht.

 

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Autonomiephase Trotzphase und Gefühlsstürme Umgang mit Wut bei Kleinkindern