Warum man Kinder nicht loben soll
Wusstest du, dass man Kindern hinsichtlich ihrer Motivation und ihrem Selbstwert langfristig schaden kann, wenn man sie lobt? Lies hier, warum das so ist und was du stattdessen machen kannst.
Zugegeben: Es klingt komisch, wenn man sagt, man soll Kinder nicht loben. Mögen wir es selbst doch so sehr, für unsere Leistung gelobt zu werden. Unsere Leistungsgesellschaft ist auf Lob ausgelegt. Wir selbst haben gelernt, über Lob, Belohnung und Bestrafung zu funktionieren. Unsere Handlungsmuster sind tief in uns drin. Und dennoch gibt es eine gute Alternative zu Lob: Wertschätzung.
Lob vs. Wertschätzung
Wertschätzung und Lob sind keine Synonyme. Sie haben nicht den gleichen Effekt und verfolgen ganz unterschiedliche Konzepte. Loben im klassischen Sinn hat – wenn man einmal genauer hinschaut – immer etwas mit Bewerten und sich höher Stellen zu tun. Interesse und Wertschätzung hingegen finden auf Augenhöhe statt. Wertschätzung kommt beim Kind tiefer an und stärkt die Bindung zwischen Elternteil/erster Bezugsperson und dem Kind.
Doch was ist genau der Unterschied? Ich will es dir an einem Beispiel zeigen:
Nehmen wir an, dein Kind kommt zu dir und sagt: „Mama, guck mal, ich habe ein Bild gemalt.“
Du könntest sagen
a) „Suuuuuuper! Das Bild ist ja wunderschön!“ (Lob)
b) „Oh, mir gefallen die vielen Farben. Magst du mir erzählen, was auf dem Bild alles zu sehen ist?“ (Wertschätzung und Interesse)
Im ersten Moment klinkt Version a) doch toll. Schauen wir uns die Auswirkungen dieses Satzes aber einmal genauer an. Diese Aussage…
- … ist bewertend. Die Kommunikation findet hier demnach nicht auf Augenhöhe statt.
- … regt kein weiteres Gespräch an.
- … birgt das Risiko, dass das Kind zukünftig Dinge nur des Lobes wegen macht. Man spricht hier von extrinsischer Motivation – also einer Motivation, die von außen kommt. Es kann sein, dass es sich dann nur noch anstrengt, weil es gelobt/geliebt werden möchte, nicht, weil es ein eigenes Interesse daran hat.
- … kann (überhäuft angewendet) zu Überheblichkeit führen.
- … und andere werden von Eltern bzw. anderen Bezugspersonen häufig nur so dahin gesagt. Man spricht hier von pauschalem Lob, das kaum Wert hat.
Schauen wir uns die Wirkung von Aussage b) an. Diese Aussage…
- … ist wertschätzend, da sie von echtem Interesse zeugt.
- … regt durch die Fragestellung ein weiteres Gespräch an.
- … findet auf Augenhöhe statt, da sie keine Bewertung beinhaltet.
- … stärkt das Selbstwertgefühl des Kindes, ohne dass dieses überheblich wird.
- … stärkt die Bindung zwischen der Bezugsperson und dem Kind, da das Kind das Gefühl hat, gesehen zu werden.
- … stärkt die intrinsische Motivation, d.h. die Motivation aus dem eigenen Inneren heraus.
Brauchen Kinder Lob?
Wenn Kinder Dinge sagen wie „Schau mal, Mama/Papa…“, dann möchten sie in diesem Moment die Beziehung zum Elternteil spüren. Dies funktioniert mit dem Zeigen von Interesse, Nachfragen und dem Benennen der eigenen Gefühle (Freude, Stolz…). Kinder brauchen folglich Wertschätzung und weniger Lob.