Minimalistisch leben mit Kindern
Minimalismus scheint Trend. Doch was bedeutet „minimalistisch wohnen“ eigentlich? Und ist das als Familie auch möglich? Ich verrate dir, wie du überfüllte Kinderzimmer, unnötige Kinderkleidung und ungenutzte Spielecken vermeidest.
Was ist Minimalismus?
Minimalismus ist eine Lebensart, die sich darauf konzentriert, nur mit dem zu leben, was man wirklich braucht und was einem wichtig ist. Minimalismus heißt nicht, in einer halbleeren ungemütlichen Wohnung zu sitzen, sondern aktiv etwas gegen den (ungefilterten) unnötigen Konsum zu tun und sich bewusst mit der Reduzierung des eigenen Besitzes zu beschäftigen. Minimalismus kann für jeden im Ergebnis anders aussehen. Minimalismus ist vielleicht auch nicht für jeden etwas. Er verspricht aber mehr Glücklichsein, mehr Zeit, mehr Ordnung und mehr Leichtigkeit.
Minimalistisch leben mit Kindern?
Immer wieder begegnen einem Videos und Beiträge von Menschen, die auf kleinem Raum allein oder mit Partner:in leben. Die mit nur wenigen Dingen auskommen und es schaffen, monate- oder jahrelang nichts Neues zu kaufen. Als Familie hat man selbstverständlich andere Grundvoraussetzungen (Kinder brauchen z.B. häufiger neue Kleidung), dennoch kann es auch hier gelingen, einen minimalistischen Weg einzuschlagen, ohne dass die Kinder auf etwas verzichten müssen.
Spielsachen
Überfüllte Kinderzimmer, die Spielecke im Wohnzimmer, die sich eigentlich auf das gesamte Erdgeschoss ausbreitet und Chaos überall, weil eigentlich nichts einen festen Platz hat. Wer kennt’s? Hier meine Ideen, wie du unnötiges Spielzeug vermeiden kannst:
1. Schon bei kleinen Säuglingen ist die Verführung groß: Süße Rasseln, Kuscheltiere, Greiflinge, Schmusetücher, Spielebögen, Mobiles…. Am liebsten würde man als (zukünftige) Eltern alles kaufen. Hinzu kommen die vielen Geschenke der Familie und des Freundeskreises. Ein erster Schritt ist es daher, Freunde und Familie zu bitten, nichts Materielles zu kaufen. So besteht keine Gefahr, dass nachher 5 Rasseln, 7 Beißringe und massig Kuscheltiere ungenutzt in der Ecke liegen. Überlege zum anderen, was davon du wirklich kaufen möchtest (kaufst du weniger, kannst du hochwertiger kaufen) und was davon du vielleicht aus Alltagsgegenständen selbst bauen oder basteln kannst (z.B. Schneebesen mit kleinen Bällen oder Tüchern füllen).
2. Auch Kleinkinder brauchen weniger Spielzeug als du denkst. Es gibt Studien, die belegen, dass Kinder mit weniger Spielzeug kreativer sind. Sie überlegen, wie sie Alltagsgegenstände zweckentfremden können und entdecken physikalische Gegebenheiten am besten mit Dingen, die kein offensichtliches Spielzeug sind. Ein vollgestelltes Spiele- oder Kinderzimmer wirkt auf Kinder wie ein überfüllter Kleiderschrank bei Erwachsenen („Ich hab nichts anzuziehen“). Und wenn du dein Kleinkind einmal beobachtest: Wie häufig klaut es dir beispielsweise die Wasserflasche, um zu probieren, wie der Deckel auf und zu geht? Wie oft trommelt es mit dem Schneebesen auf die Metallschüssel? Und wie oft macht es Schubladen auf und zu und räumt dabei Schüsseln und Töpfe aus?
Habt ihr als Familie bereits viel Spielzeug, von dem ihr euch nun vielleicht trennen wollt, fragt im Bekanntenkreis, ob es jemand benötigt oder verkauft es sogar auf den gängigen Plattformen (Kleinanzeigen, Vinted…). Auch Spielsachen untereinander zu tauschen kann eine Lösung sein. So wird der Besitz nicht mehr, dein Kind bekommt aber bei Bedarf neue Anreize.
3. Mit älteren Kindern, die vielleicht bereits viel zu viel Spielzeug besitzen, lohnt es sich, gemeinsam durch das Kinderzimmer zu gehen und zu entscheiden, was bleiben und was gehen soll. Wir erinnern uns: Minimalismus ist individuell und für dich emotional wichtige Dinge müssen sich nicht mit denen deines Kindes decken. Eine Möglichkeit ist es, die aussortierten Dinge für ein paar Wochen wegzuräumen und dann gemeinsam zu schauen, was davon wirklich vermisst wurde. Viele Kinder vergessen tatsächlich einen Großteil ihres Besitzes und fangen an, sich mehr mit scheinbar banalen Dingen zu beschäftigen oder die Spiele nach draußen zu verlegen.
Überlege vor jedem Kauf mit deinem Kind zusammen, ob es das neue Spielzeug wirklich braucht.
Generell gilt – egal bei welcher Altersgruppe: Überlege, was du wirklich brauchst, kaufe hochwertiger (langlebiger) oder gebraucht, kaufe lieber Dinge, die vielseitig einsetzbar sind und trenne dich (mit deinem Kind) von Dingen, die nicht mehr bespielt werden.
Kleidung
Kinderkleidung ist süß. Man ist schnell verleitet, hier und da noch etwas mitzunehmen, das man im Schaufenster gesehen hat. Zu kaufen, weil der Lieblingsladen gerade Online-Sale hat. Mein Tipp:
Überlege dir, wie viele Kleidungsstücke dein Kind wirklich braucht. Das hängt vor allem von folgenden zwei Faktoren ab: 1. Wie oft wäscht du? 2. Wie alt ist dein Kind (werden Dinge schnell schmutzig oder nass?)? Reichen 3 Hosen, weil du sowieso alle zwei Tage wäscht oder müssen es wirklich 12 sein, von denen manche vielleicht kaum oder gar nicht getragen werden? Mache dir eine Liste mit den einzelnen Kategorien und der benötigten Anzahl und kaufe nur streng danach ein. So weißt du bei Folgegrößen genau, was notwendig ist und vermeidest unnötigen Konsum. Bekommst du gebrauchte Dinge aus dem Freundes- oder Familienkreis geschenkt, versuche auch hier, Nein zu sagen, wenn du bereits genügend Teile hast.
Wenige Dinge übersichtlich und offen präsentieren
Ein Vorteil von weniger Kleidung, die jederzeit getragen werden kann: Bereits Kleinkinder können sich selbst am Kleiderschrank bedienen, wenn dieser übersichtlich und nicht überfüllt ist. Das fördert die Autonomie und Selbstwirksamkeit des Kindes. Bringe dazu alle Kleidungsstücke auf Augenhöhe des Kindes (in ein offenes Regal oder eine tiefe Kleiderstange).
Gleiches gilt für Spielzeug: Präsentiere die nur wenigen Spielsachen für dein Kleinkind in einem offenen Regal auf Augenhöhe. Sie können sich hier immer selbstständig bedienen, Dinge an ihren Platz zurück bringen und sind nicht überfordert von zu vielen Reizen. Die Selbstständigkeit wird dadurch enorm unterstützt.
Was sind deine Gedanken zum Minimalismus mit Kindern? Wo sind deine individuellen Bedenken oder Schwierigkeiten?